Die neue Grafik oben zeigt den dramatischen Anstieg der Meerestemperaturen seit Frühjahr 2023,
- der Atlantik hat sich um etwa 1 Grad erwärmt,- unglaublich!
© Spektrum der Wissenschaft. Datenquelle: ECMWF (Ausschnitt)
Das Gedächtnis der Menschheit
Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz. Ihre
Vorstellungsgabe für kommende Leiden ist fast noch geringer.
… Die weltweiten Schrecken der vierziger Jahre scheinen vergessen. Der Regen von gestern macht uns nicht nass sagen viele.
Diese Abgestumpftheit ist es, die wir zu bekämpfen haben, ihr äußerster Grad ist der Tod. Allzu viele kommen uns schon heute vor wie Tote, wie Leute, die schon hinter sich haben, was sie vor sich haben, so wenig tun sie dagegen.
Und doch wird nichts mich davon überzeugen, dass es aussichtslos ist, der Vernunft gegen ihre Feinde beizustehen. Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde! Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind! Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden. Bertolt Brecht, 1952
Die unbequeme Wahrheit
"2023 war das wärmste Jahr bisher und vollgepackt mit Katastrophen, wie sich einige vielleicht dunkel erinnern werden (Kanada, Griechenland, Libyen). Die vielbeschworene 1,5 Grad- Grenze des Pariser Klimaabkommens ist schon gefallen, wie die Titelseite der Süddeutschen Zeitung vom 09.02.2024 verkündete. Ende Januar 2024 waren es erstmals 12 Monate jenseits des Klimaziels. Über Land hat die Erderwärmung allerdings vielerorts schon 2,3 Grad erreicht, so in Deutschland und Europa (siehe besagte Süddt. Zeitung). Das Jahr 2024 ließ schon in den ersten beiden Monaten erkennen, dass es 2023 wohl noch in den Schatten stellen wird. Der Winter war in Deutschland insgesamt etwa vier Grad zu warm und der Februar 2024 lag mit beispiellosen 6,6 Grad Celsius (°C) um 6,2 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (0,4 °C), Temperaturen, die eher für Mitte April typisch wären. Auch global lag die Temperaturkurve der ersten beiden Monate um erschreckende 0,4 Grad über der des Vorjahres…Was es bedeutet, wenn das so weitergeht, möge sich jeder selbst ausrechnen." Auszug aus: "Der Klimanotstand kommt...", April 2024
Friedensdividende für die globale Klimawende
"Es gilt militärisch, aber auch energetisch und ökonomisch abzurüsten und eine gerechte, global wirksame neue Sicherheits- und Kooperationsstruktur zu schaffen und die freiwerdenden Mittel in die Sicherung der Lebensgrundlagen und die Verhinderung der Klimakatastrophe umzulenken. Wir brauchen die Friedensdividende für die globale Klimawende. Insofern ist Friedenspolitik die beste Klimapolitik und Voraussetzung und Schlüssel für die Bewältigung der sich zuspitzenden Existenzkrise der Menschheit."
Jürgen Tallig in "Kurs Klimakatastrophe", siehe auch "Die Ermächtigung der Vernunft"
Neu!: DER RABE RALF – 18 Beiträge zur Klimakatastrophe von Jürgen Tallig,
hier der aktuelle Link zur Seite der Berliner Umweltzeitschrift:
https://www.grueneliga-berlin.de/publikationen/der-rabe-ralf/aktuelle-ausgabe/juergen-tallig/
aktuelle Artikel:
https://www.grueneliga-berlin.de/publikationen/der-rabe-ralf/aktuelle-ausgabe/vernunft/
https://www.grueneliga-berlin.de/publikationen/der-rabe-ralf/aktuelle-ausgabe/klimanotstand/
Podcast vom 08.03.2024
„Parolen im Tunnel – Der Leipziger Jürgen Tallig bringt den Widerstand auf die Straße”:
https://wir-sind-das-volk.podigee.io/7-widerstand-wiedervereinigung
Mein Artikel "Defizitäre Demokratie: „Wir brauchen Offenheit und Demokratie, wie die Luft zum Atmen!“ zum Podcast, ist seit 18.04.2024 in der Leipziger Internetzeitung online:
https://www.l-iz.de/leben/gesellschaft/2024/04/demokratie-offenheit-585547
"Ungerechtigkeit im Treibhaus"
Auszüge aus meinem grundlegenden Artikel von 2017:
"Wir schaffen Tatsachen, die von den kommenden Generationen nicht wieder korrigiert werden können und ihre Lebensmöglichkeiten und Handlungsspielräume auf ein Minimum reduzieren. Unsere derzeitige verschwenderische Wirtschafts- und Lebensweise ist angesichts der drohenden Gefahren, völlig absurd, unsittlich, ja verbrecherisch und bedroht das Leben der Armen und Schwachen dieser Welt und das der vielen Milliarden Menschen, die noch nach uns auf der Erde leben wollen.
Alleine die jährlichen Staus in Deutschland reichen 38-mal um die Erde und unsere CO2-Emissionen betragen mehr als das Zehnfache dessen, was der schwer geschädigte deutsche Wald noch aufnehmen kann. Unsere angeblichen Freiheitsrechte auf Reichtum, Konsum und Mobilität gefährden die grundlegenden Menschenrechte unserer Kinder und Enkel auf Leben und Gesundheit, denn durch unser Nichthandeln versäumen wir gerade die letzte Möglichkeit für eine Begrenzung der Klimakatastrophe.
Das ist nicht nur verantwortungslos und ungerecht, sondern ein Verbrechen,- begangen ohne Not.
Die Tatsache, dass wir vor den Anderen leben, gibt uns nicht das Recht, ihr Leben unmöglich zu machen.
Wir machen unsere Enkel und Urenkel zu Menschen zweiter Klasse, deren unangenehmes Leiden und Sterben in einer entfesselten, lebensfeindlichen Welt, wir uns lieber gar nicht vorstellen wollen. Nicht nur, dass wir sie faktisch enteignen und der Möglichkeit künftiger selbstbestimmter Lebensgestaltung berauben, wir berauben sie auch unseres Mitgefühls und unserer Solidarität,- wir verraten sie und lassen sie allein. ...Eine exklusive Freiheit nur für uns, die die Freiheit der Anderen ausschließt, ist unmöglich, da dies nicht nur das Ende der Freiheit, sondern auch das Ende des Lebens bedeuten würde."
Krieg und Klimakatastrophe
…Der Klimaschutz darf nicht länger „unter die Räder kommen“, sei es unter die von klimaschädlichen Autos oder auch unter die von Schützenpanzern oder gar unter Panzerketten. Krieg und Aufrüstung
lösen keine Probleme, sondern vertagen sie nur oder machen sie noch unlösbarer, zu Lasten der Menschen, der Umwelt und des Klimas.
Der Krieg darf nicht benutzt werden, um den Klimaschutz weiter auszuhebeln und eine (Subventions-)Politik zugunsten fossil-mobiler Großkonzerne und eine forcierte Aufrüstung Deutschlands und
Europas durchzudrücken.
Wir stehen vor der Wahl, die Arbeit an einer europäischen Friedensordnung wieder aufzunehmen oder die Eskalation des Krieges zu einem 3. Weltkrieg in Kauf zu nehmen, der sehr wahrscheinlich als
Atomkrieg enden würde. Manche Zyniker sagen, ein nuklearer Winter wäre vielleicht die einzige Möglichkeit, die Klimakatastrophe noch zu stoppen.
Grundsätzlich haben wir keine Zeit mehr für geopolitische Machtspiele und ein Agieren in den Kategorien von gestern, die da sind: Macht, Wachstum, Expansion, Erfolg, Aufrüstung, Krieg. Das ist
altes Denken und Handeln, aus einer Welt, die sich gerade vor unseren Augen auflöst und die es bald nicht mehr geben wird, wenn wir nicht schnell unseren Kriegskurs untereinander und mit der
Natur beenden und in der neuen Realität der Klimakrise ankommen, in der es längst ums Überleben geht.
Jede Pandemie und jeder Krieg sind irgendwann vorbei, jedoch die Klimakatastrophe beginnt gerade erst und sie wird eine lebensbedrohliche Dynamik entfalten, die das Überleben der Menschheit, ja
den Fortbestand des Lebens auf der Erde gefährdet.
Das müssen wir endlich zur Kenntnis nehmen und entsprechend handeln. Es gibt bald kein Zurück mehr.
Wir werden die Umwelt- und Klimakrise und alle anderen Krisen nur bewältigen, wenn wir zu einer vernunftgeleiteten Politik der internationalen Kooperation zurückkehren.
Jürgen Tallig 25.01.2023
Der Link zum Offenen Brief in der Leipziger Zeitung:
https://www.l-iz.de/politik/engagement/2023/01/ein-offener-brief-wie-klima-friedenspolitik-zusammenhang-509872
https://braunschweig-spiegel.de/krieg-und-klimakatastrophe/
Der Kampf um Klimaschutz, ist auch ein Kampf um die Demokratie
"Wenn schon von Klima-RAF getönt wird, dann zeigt ein fossil-technofaschistischer Staatskapitalismus hier schon einmal seine Fratze und bis zum Klima-Ausnahmezustand ist es dann nicht mehr weit;
der aber kein Klimanotstand zur Bekämpfung der Klimakatastrophe, sondern ein permanenter Ausnahmezustand zur Aufrechterhaltung der Macht- und Besitzverhältnisse und einer ungestörten
Kapitalakkumulation sein dürfte, was ja auch die eigentliche Aufgabe des kapitalistischen Staates ist. Gegen die Macht der Politik und der Medien anzukommen ist natürlich schwierig,-
fossil-mobile Großkonzerne und großes Geld haben einen übermäßigen, undemokratischen Einfluss auf die öffentliche Meinung und politische Entscheidungsprozesse (Lobbyismus).
Klimaschutz zu realisieren bedeutet demnach zuallererst auch, den Schutz und den Ausbau der Demokratie gegen den demokratisch nicht legitimierten, allein auf Macht und Geld beruhenden Zugriff
kleiner, aber sehr mächtiger Minderheiten. ...
Klimaschutz und Demokratie werden zusehends als Wachstumshemmnisse betrachtet, die in der allgemeinen Mobilmachung für den globalen Konkurrenzkampf nicht länger stören sollen."
(Aus aktuellem Anlass ein Auszug aus meinem Artikel "Endspiel- Alarmstufe Rot" vom Dezember
2022)
Seit 01.09.2023 gibt es eine empfehlenswerte Erklärung von 400 Wissenschaftlern von Scientists4Future mit einer grundlegenden Kritik der Klimapolitik der Bundesregierung, - die Offene Akademie kritisiert zutreffend noch grundlegender:
https://info-de.scientists4future.org/keine-parteigrenzen-fur-die-klimapolitik
https://offene-akademie.org/einspruch-es-gibt-kein-restbudget-mehr/
Kurs Klimakatastrophe (Mit einem Klick auf die Überschrift zur Langfassung oder oben "Katastrophe" anklicken)
Der Weltklimarat warnt vor verheerenden, irreversiblen Folgen unseres Krieges gegen die Natur und das Klima
Auch wenn die Welt diese Nachricht in der jüngsten lautstarken Propagandaschlacht des fossilen Zeitalters kaum vernommen hat, so ist doch unser Krieg gegen die Natur unverändert die eigentliche Herausforderung auf Leben und Tod, vor der die Menschheit steht. UN-Generalsekretär Antonio Guterres nennt den kürzlich erschienenen neuen Bericht des Weltklimarates IPCC „einen Atlas des menschlichen Leids und eine Anklage gegen das kriminelle Versagen der Klimapolitik“. Fast die Hälfte der Menschheit ist schon jetzt besonders stark vom Klimawandel und seinen Folgen bedroht, ein weiteres Viertel muss sich an drastische Veränderungen anpassen. Milliarden Menschen sind bereits betroffen. Die Entwicklungen verlaufen schneller, die Risiken sind größer und die Biosphäre reagiert sensibler als bisher angenommen, schreibt der IPCC im zweiten Teil seines sechsten Sachstandsberichts. Sollte sich die Welt auch nur zeitweise über die Marke von 1,5 Grad erwärmen, rechnen die Autoren mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die Ökosysteme. „Die Risikoschwellen werden schon bei deutlich niedrigeren Temperaturen erreicht“, so Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven, einer der Hauptautoren des Berichts. „Jenseits der 1,5 Grad sehen wir irreversible Schäden“, sagt Mitautor Matthias Garschagen von der Uni München. „Zum Beispiel das noch stärkere Auftauen von Permafrostböden, das rasante Abschmelzen von Gletschern und Meereis und den weiteren Verlust von Waldflächen. Das führt dazu, dass es immer schwieriger (wenn nicht unmöglich J.T) wird, die Temperaturkurve später wieder zu senken.“ Die nächsten Jahre sind absehbar die letzte Gelegenheit, um die drohende Klimakatastrophe noch zu verhindern.
Gedenken an Michael Gorbatschow (1931-1922) dessen inspirierendes Neues Denken die Welt veränderte , was aber vom Westen benutzt und zur eigenen Machterweiterung missbraucht wurde. Resultat ist die heutige Vielfachkrise. Neues Denken und Handeln sind nötiger denn je (siehe auch Bilder/Doku):
Die Idee eines Neuen Denkens und Handelns, die in der Zeit der Hochrüstung und der drohenden Konfrontation zwischen den Machtblöcken, einen entscheidenden
Durchbruch zur Abrüstung und Entspannung brachte, ist heute aktueller denn je.
War Neues Denken und Handeln damals eine Chance, die im Siegestaumel unterging, so ist es heute eine Überlebensnotwendigkeit. Schon damals wurde von Michael Gorbatschow und anderen die
Notwendigkeit formuliert und begründet, die Erde nicht der Anarchie und Willkür politischer und ökonomischer Einzelinteressen zu überlassen, sondern die gemeinsamen Interessen der menschlichen
Gemeinschaft angesichts der Globalen Bedrohungen in den Vordergrund zu stellen.
Der Schutz des Klimas und die Stabilisierung des Erdsystems, als elementare Voraussetzung auch menschlichen Lebens auf der Erde, muss heute zum primären und übergeordneten Ziel gesellschaftlichen
Handelns werden. „Earth first“ könnte man sagen.
Wenn das System Erde erst einmal gekippt ist und die Welt zudem in Chaos und Barbarei versinkt, dann gibt es kein Zurück mehr. Es ist ein Ausdruck von Verblendung und Selbstüberschätzung (Hybris)
zu meinen, wir könnten nachträglich (2050) einen planetaren Systemübergang rückgängig machen.
Die Zeit für Neues Denken und Handeln ist jetzt gekommen und sie wird nur allzu bald wieder vorbei sein.
Unsere derzeitige Wirtschafts- und Lebensweise bedroht das Leben der Armen und Schwachen dieser Welt und das der vielen Milliarden Menschen, die noch nach uns auf der Erde leben wollen.
Sie ist Ausdruck einer erschreckenden Gleichgültigkeit gegenüber der Zukunft und einer völligen Missachtung und Verkennung des Eigenwertes des vielfältigen Lebens auf der Erde und destabilisiert unseren Heimatplaneten gerade unumkehrbar in den Zustand einer lebensfeindlichen Heisszeit.
55 Jahre nach 68 und mehr als 30 Jahre nach der ostdeutschen Demokratiebewegung von 89 braucht es eine Bewegung ähnlichen Ausmaßes, um die nötige Klimawende endlich auf den Weg zu bringen.
Die ewige Große Koalition des fossilen Machtkomplexes in Wirtschaft und Politik muss unter Druck gesetzt und schnellstens beendet werden. Eine Koalition der Vernunft ist notwendig, die die notwendige „Große Transformation" aller Gesellschaftsbereiche, vor allem bei Energie, Verkehr und Landwirtschaft noch rechtzeitig auf den Weg bringt und die Weichen in Richtung Zukunft und Überleben stellt.
Es braucht eine politische Heisszeit, um die drohende apokalyptische Klima- Heisszeit doch noch zu verhindern.
Jürgen Tallig siehe auch "Klima auf der Kippe" November 2018 tall.j@web.de
https://de.wikipedia.org/wiki/Sechster_Sachstandsbericht_des_IPCC
Jürgen Tallig, Ingenieur und Buchhändler,
DDR- Bürgerrechtler, studierte nach der Wende Sozialökologie und Politik in Berlin; er veröffentlichte in den letzten Jahren zahlreiche Artikel zu Klimawandel und Klimapolitik, schreibt aber auch Gedichte, Theaterstücke und Romane.
Angesichts der Klimakatastrophe plädiert er für eine erneute, diesmal ökologische Wende, für Neues Denken und Handeln und eine parteienübergreifende Koalition der Vernunft. Es braucht eine "Alternative für das Leben" ,damit der Planet bewohnbar bleibt.
Jürgen Tallig Foto: privat
Kurzbiografie
Jürgen Tallig war Ingenieur und Buchhandler in Leipzig. Er begründete 1988 die Gruppe „Neues Denken“, die öffentliche Veranstaltungen zur Reform des Sozialismus durchführte und u.a. die Wahlen kontrollierte. 1989 war er einer der Mitbegründer des „Neuen Forum“ in Leipzig, dessen erstes Büro in seinem Haus in der Dreilindenstraße er leitete und mehrfach Redner auf den montäglichen Großkundgebungen. Er war Betriebsgruppenkoordinator und Mitglied der Programmkommission des Neuen Forums, sowie Autor und Herausgeber einer Zeitungsseite der Opposition. Er leitete die ostdeutsche „Demokratie-Initiative 90“, die Bürgerbegehren und Volksentscheide rechtlich verankern wollte und auch dem Verfassungsentwurf des Runden Tisches zuarbeitete. Nach der Wende nochmaliges Studium der Sozialökologie und Politikwissenschaften in Berlin u. a. bei Rudolf Bahro und Elmar Altvater (Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung).
Jürgen Tallig lebt seitdem in Berlin und war als Sozialarbeiter und im Bereich Umweltbildung tätig. Intensive Weiterbeschäftigung mit Umweltthemen, speziell mit Klimawandel und Klimapolitik, zahlreiche Veröffentlichungen in Umweltzeitschriften (u.a. in „Umwelt aktuell“). 2006 erhielt er den Umweltpreis Pankow. 2013 Auftritt im MDR- Fernsehen zum Thema Unwetter und Hochwasser. Jürgen Tallig ist Referent für Klimafragen im Netzwerk Ökosozialismus.
http://oekosozialismus.net/referenten/
In den
letzten Jahren veröffentlichte er zahlreiche Artikel, u.a. "EARTH FIRST: Der Preis des Lebens" in den Blättern für deutsche und internationale Politik 10`18, der 2019 auch im Reader zur
Klimakrise "Unsere letzte Chance" veröffentlicht wurde. In den "Blättern " (11`21) erschien auch der vielbeachtete Kommentar "Vor der Klimakatastrophe oder:
Last Exit Glasgow". Ganz aktuell in der Zeitschrift
"Lunapark 21" Heft 61, der Artikel "Alarmstufe Rot"
"Die roten Linien für einige Kippelemente im Klima- und Erdsystem, könnten genau im Pariser Korridor,
zwischen 1.5 und 1.8 Grad liegen. "
„Was wir nicht wissen, ist, ob das Klimasystem bei etwa 2°C über dem vorindustriellen Niveau ‚geparkt‘ werden kann, wie es das Pariser Abkommen vorsieht. Oder ob es, einmal so weit angestoßen, weiter abrutschen würde in ein dauerhaftes Supertreibhaus-Klima."
Hans Joachim Schellnhuber, Gründungsdirektor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, 2018
"Klima- Endspiel"
Eine neue Studie von 2022, kommt zu der Erkenntnis, dass die Gefahr der Kipppunkte bisher unterschätzt wird und eine Erderhitzung von
3 Grad das Überleben der Menschheit gefährdet. Siehe:
www.spektrum.de/news/klimakrise-was-passiert-bei-drei-grad-erderwaermung
Unsere letzte Chance! – Der Reader zur Klimakrise, Die Beiträge in Kürze:
Jürgen Tallig: Earth first: Der Preis des Lebens, S. 325-334
Die Erde geht in einen lebensfeindlichen Systemzustand über. Dennoch
sind wir noch immer nicht bereit, unsere Wirtschafts- und Lebensweise
radikal zu ändern. Den Grund dafür sieht der Politikwissenschaftler Jürgen
Tallig in dem viel zu niedrigen Preis für Energie und Rohstoffe. Gerade
aber weil die Leistungen der Natur schier unersetzlich sind, muss deren
Preis um ein Vielfaches ansteigen. Andernfalls zahlen wir buchstäblich
mit unserem Leben.
Der Planet könnte durch verschiedene Rückkopplungsprozesse im Klima- und Erdsystem in den anderen Systemzustand einer Heißzeit und in ein dauerhaftes Supertreibhaus-Klima abrutschen. In dieser „Hothouse Earth“ gäbe es 4-5 Grad höhere Temperaturen und einen verstärkten Meeresspiegelanstieg von bis zu 60 Metern. Grund dafür sind Kippelemente im Klimasystem, die eine noch stärkere Erwärmung, auch ohne weiteres menschliches Zutun, bewirken könnten.
Darauf weist ein internationales Team von Wissenschaftlern vom Stockholm Resilience Center, der Universität Kopenhagen, der Australian National University und vom Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung in einer neuen Studie hin, die unter dem Titel “Trajectories of the Earth System on the Anthropocene” im amerikanischen Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) erschien ist.
Die weltweit für Aufsehen sorgende Studie untersucht, wie Veränderungen im Erdsystem die Erderwärmung beeinflussen.
„Industrielle Treibhausgasemissionen sind nicht der einzige Faktor, der die Temperatur auf der Erde beeinflusst. Unsere Arbeit weist darauf hin, dass eine vom Menschen verursachte globale Erwärmung von 2 Grad andere Prozesse des Erdsystems anstoßen könnte (oft als Rückkopplungen bezeichnet). Diese wiederum könnten die Erwärmung weiter vorantreiben, – selbst wenn wir aufhörten, Treibhausgase auszustoßen“, sagt Leitautor Will Steffen von der Australian National University (ANU) und dem Stockholm Resilience Centre (SRC).
Der Übergang zu einer emissionsfreien Weltwirtschaft müsse deshalb deutlich beschleunigt werden, argumentieren die Autoren.
Das heißt: Selbst bei Umsetzung der im Pariser Abkommen festgelegten Pläne zur Minderung von Treibhausgasemissionen, -was ja immer unwahrscheinlicher wird-, bleibt ein beträchtliches Risiko, dass der Planet in einen anderen Zustand kippt.
«Werden empfindliche Elemente des Erdsystems gekippt, könnte sich die Erwärmung durch Rückkoppelungseffekte selbst weiter verstärken“, so Mitautor und PIK-Gründungsdirektor Hans Joachim Schellnhuber. Die roten Linien für einige der Kippelemente liegen wohl genau im Pariser Korridor zwischen 1,5 und 2 Grad Erwärmung. „ Man könne sich nicht darauf verlassen, dass das Erdsystem bei 2 Grad langfristig sicher «geparkt» werden könne“, so Schellnhuber weiter.
Rückkopplungen und Kippelemente
Die Wissenschaftler verweisen in ihrer Studie auf zehn Aspekte des "Erdsystems", die von bislang "neutral" oder "hilfreich" zu "schädlich" kippen könnten. Dabei würden dann mehr CO2 und Methan in die Atmosphäre abgegeben, als durch jegliche menschliche Aktivität zusammengenommen.
Zu diesen Prozessen gehören der Studie zufolge unter anderem das Auftauen der seit Urzeiten gefrorenen Permafrostböden, das teilweise Absterben des riesigen Amazonas-Regenwalds und von Wäldern auf der Nordhalbkugel sowie das Schmelzen von Meereis und Eisschilden an den Polen. Auch die Destabilisierung sogenannter Methanhydrate in der Tiefsee oder die Vermehrung von treibhausgasproduzierenden Bakterien in den Ozeanen gehören zu diesen großen Risikofaktoren. Durch das Überschreiten kritischer Schwellen könnten Kippelemente in fundamental andersartige Zustände versetzt werden. Die Rückkopplungen könnten z.B. Kohlenstoffspeicher in Kohlenstoffquellen verwandeln, die in einer entsprechend wärmeren Welt unkontrolliert Emissionen freisetzen würden. Zu den kritischen Prozessen gehört insbesondere diese Schwächung der Kohlenstoffsenken an Land und in den Ozeanen, durch das teilweise Absterben des Amazonas-Regenwaldes (wurde im letzten Jahrzehnt von mehreren schweren Dürren heimgesucht) und der borealen Wälder und z.B. durch das schwindende Phytoplankton.
Hinzu kommt eine veränderte Wärmerückstrahlung (Albedo) durch die Verringerung der Schneedecke auf der Nordhalbkugel, den Verlust von arktischem und antarktischem Meereis sowie das Schrumpfen der großen Eisschilde.
Der Beitrag der Antarktis zum Anstieg des Meeresspiegels erweist sich überdies bereits als viel höher, als bisher angenommen. Neuere Messungen und Simulationen zeigen besorgniserregende Ergebnisse. Die dortigen Eismassen reichen aus, um die Ozeane um unvorstellbare 60 Meter ansteigen zu lassen.
Im Erdsystem gebe es eine Reihe von "Dominosteinen", betonte Johan Rockström vom ebenfalls an der Studie beteiligten Stockholm Resilience Center. Falle einer dieser Steine um, könne er das gesamte Erdsystem weiter auf den nächsten Kipppunkt zutreiben. Für die Menschheit würde es dann "sehr schwierig oder sogar unmöglich" werden, die komplette Reihe von "Dominosteinen" vor dem Umfallen zu bewahren. Nach PIK-Angaben könnte das bedeuten, dass sich der Klimawandel dann selbst verstärkt - "auf lange Sicht, über Jahrhunderte und vielleicht Jahrtausende".
Angesichts dieser Unsicherheiten fordern die Studienautoren, treibhausgasproduzierende Prozesse schneller zu beenden, etwa in der Industrie und in der Landwirtschaft.
Die Reduktion von Treibhausgasen allein reicht nicht aus
„Die Treibhausgasemissionen aus
Industrie und Landwirtschaft bringen unser Klima und letztlich das ganze Erdsystem aus dem Gleichgewicht, das zeigen wir auf.“ Die von den Treibhausgasen verursachte Erwärmung verändert und
destabilisiert unsere natürliche Umwelt.
„…Kippelemente können sich, – sobald ein bestimmtes Belastungsniveau einmal überschritten ist – grundlegend, schnell und möglicherweise irreversibel verändern. Gewisse Kaskaden solcher Ereignisse könnten das gesamte Erdsystem in eine neue Betriebsweise kippen“, sagt Hans Joachim Schellnhuber, amtierender Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. „Was wir derzeit noch nicht wissen, ist, ob das Klimasystem sicher bei etwa 2°C über dem vorindustriellen Niveau ‚geparkt‘ werden kann, wie es das Pariser Abkommen vorsieht. Oder ob es, einmal so weit angestoßen, weiter abrutschen würde in ein dauerhaftes Supertreibhaus-Klima. Die Schwelle hin zu einem deutlich anderen Zustand der Erde könne bei 2 Grad liegen, es sei aber unsicher, wo eine solche Schwelle tatsächlich liege. In diesem Jahr schien es allerdings, als sei die Schwelle bereits überschritten.
Um die Chancen zur Vermeidung einer „Heißzeit“ zu verbessern, braucht es nicht nur eine entschlossene Minderung von Kohlendioxid- und anderen Treibhausgasemissionen. Auch erweiterte biologische Kohlenstoffspeicher, etwa durch ein verbessertes Wald-, Landwirtschafts- und Bodenmanagement, oder die Erhaltung der biologischen Vielfalt sowie Technologien, um der Atmosphäre Kohlendioxid zu entziehen und unterirdisch zu speichern, können eine wichtige Rolle spielen, so die Autoren. Entscheidend sei, dass diese Maßnahmen durch grundlegende gesellschaftliche Veränderungen gestützt werden.
Zusammengestellt von Jürgen Tallig August 2018 tall.j@web.de
Abenteuer Klima in der ARD Mediathek, 6 Folgen, Nachwievor das Beste
zum Thema Kipppunkte!
Unbedingt anschauen und weiter empfehlen!
01 Grönland30
min.
02 Amazonien30
min.
03 Alaska30 min.
04 Ozeanien30 min.
05 Afrika30 min.
06 Indien und Himalaya30 min.
Der Preis ist heiß
Ich bin heiß, du bist heiß
Wir sind heiß
Es rinnt der Schweiß
Bei unserm heißen Tanz
Auf dünnem Eis
Wir bringen die Welt aus der Balance
Überkommt uns die Hitze
Entflammt die Glut
Wir schmelzen das Eis
Denn der Preis ist heiß
Wir wollen den Drachen reiten
Es kommen heiße Zeiten.
Refrain:
Ich bin heiß, du bist heiß
Wir sind heiß
Es rinnt der Schweiß
Bei unserm heißen Tanz
Auf dünnem Eis
Der Preis ist heiß.
Wir leben auf Kredit
Bei unserm heißen Ritt
Geht es um die ganze Welt
Mit geborgtem Geld
Unser Tanz ist mächtig laut
Doch es gewinnt nur, wer sich traut
Mal eben Fliegen
Schnell noch was kriegen
Schnell noch mal siegen
Es zählt das hier und jetzt allein
Etwas mehr kann’s schon noch sein.
Wasser und Eis werden knapp
Doch wir machen nicht schlapp
Wir sind heiß auf den Sieg
Wir haben Spaß, gib noch mal Gas
Lass die Motoren heulen
Und verlier nicht die Balance
Bei unserm heißen Tanz
Wir sind so heiß auf den Preis
Deshalb rinnt der Schweiß
Der Preis ist heiß.
Wir drehen uns viel zu schnell
In unserm goldenen Kettenkarussell
Das kommt nie mehr zum stehen
Es muss sich immer weiter drehen
Wir werden uns selbst überrunden
Uns ist schon schwindlig und es läuft heiß
Doch der Preis ist heiß.
Lasst uns nochmal alles geben
Wir gewinnen mit etwas Glück
und starten dann von der Poolposition
zu einmal Hölle und zurück.
Der Preis für den Sieg
ist nicht nur heiß, er ist auch hoch
denn er kostet das Leben
er wird nur einmal vergeben.
Wir sind so heiß, dass die Welt verbrennt
Wenn wir nach ihr fassen
Überkommt sie die Hitze
Entflammt die Glut
Sie kann es nicht mehr lassen
Die Erde wird immer heißer
Verbrennt alle Wälder, schmilzt alles Eis
Die Erde wird heiß, das ist der Preis!
Wir wollten den Drachen reiten
Nun kommen heiße Zeiten.
Wird uns die Sache endlich zu heiß
Dann zahlen wir schon den vollen Preis
ist die Erde längst außer Rand und Band
Dann haben wir uns ein letztes Mal
die Finger verbrannt.
Lernen kann, wer Schmerzen kennt
Vom Feuer das im Herzen brennt,
wir waren innen kalt wie Eis,
nicht heiß
nun ist es vorbei:
Feuer frei!
Ich bin heiß…
Jürgen Tallig X- 2017
Nekrophil
Ansage:
Jedes Jahr sterben 400000 Menschen in Europa an den Folgen von Autoabgasen.
Auf ein deutsches Neugeborenes kommen 17 von deutschen Firmen weltweit neugebaute Autos, das sind über 12 Millionen Stück jedes Jahr. Ist das zuviel? (Publikum brüllt: Ja !!!!!!!!!!!!)
Sänger: Nhnnein ! Das ist Nekrophil!
(Instrumental (hart) als Einstieg, eher maschinell!)
Eine Milliarde Autos
Sind zu viel
Für die Erde und das Leben
Zwei Milliarden Autos
Sind nekrophil
Genug ist längst genug
Zuviel längst nekrophil
Wir sind schon groß
Wolln immer mehr
Wir wachsen immer weiter
Wachstum bis zum Overkill!
Wir sind schon groß
Wolln immer mehr
Wir wachsen immer weiter,
wir wachsen wie ein Krebsgeschwür
karzinogenes Rasen
auf der ganzen Welt
verbreiten wir unsere Metastasen.
Audi, Daimler und VW,
das tut dem Leben weh.
Genug ist längst genug
Zuviel längst nekrophil
Wir sind schon groß
Wolln immer mehr
Wir wachsen immer weiter
Wachstum bis zum Overkill!
Milliarden Euro und Dollar für Waffen
Sind zu viel
Waffen und Kriege sind nekrophil.
Krauss-Maffei, Heckler-Koch machen immer weiter
Wollen am Tod verdienen
der Euro ist auch ein Fighter
Von Airbus gebaut für die ganze Welt
Der Militär- industrielle Machtkomplex
Braucht Feinde, braucht Umsturz,
verkauft weltweit Waffen wie Unkraut- Ex
Exekutiert das Leben für Geld.
Genug ist längst genug
Zuviel längst nekrophil
Wir sind schon groß
Wolln immer mehr
Wir wachsen immer weiter
Wachstum bis zum Overkill!
Zwei Grad wärmer sind zu viel
Dreieinhalb sind nekrophil
Fünf Grad mehr sind der Overkill!
Bei sechs Grad wird die Erde still.
Genug ist längst genug
Zuviel längst nekrophil
Wir treibens mit dem Toten
Und halten vom Leben nicht viel
Konzerne wachsen immer weiter
karzinogenes Rasen
wachsen wie ein Krebsgeschwür
verbreiten auf der ganzen Welt ihre Metastasen
Wachstum bis zum Overkill!
Das ist nekrophil
So wird das Leben vergehn
Wachstum bis zum Tode, bis ins Nekrozän.
Jürgen Tallig VIII-2017
Die Erde ist dabei, in einen anderen Systemzustand überzugehen und die Schwelle zur Heisszeit zu überschreiten.
Diesen Artikel schrieb ich bereits im Januar 2018, also lange bevor das Thema „Heisszeit“ nach dem „Jahrhundertsommer“ und den neuen Klimastudien in aller Munde war. Was Anfang des Jahres noch eine Vermutung war, ist angesichts der diesjährigen globalen Hitzewelle schon fast Gewissheit. Die Realität ist dabei uns einzuholen und zu überholen.
Die Zukunft des Planeten, die wir noch ein wenig aufschieben wollten, hat längst begonnen und klopfte in Form einer Hitzewelle und Dürre an unsere Tore und kündigt das Kommen einer lebensfeindlichen Heißzeit an.
Meine im Januar 2018 verfasste Zukunftsvision wurde in vielen Punkten schon im selben Jahr Realität. Die Zukunft dieses naturgemäß fiktiven Berichts aus dem Jahr 2035 könnte uns insgesamt viel schneller ereilen, als wir uns bisher vorstellen konnten. Der Bericht beruht auf den heute schon bekannten Tatsachen und verdeutlicht die zwangsläufigen Konsequenzen eines „Weiter so“.
Es ist höchste Zeit, zu begreifen, wie sehr wir und die Zukunft des Planeten von einer funktionierenden Biosphäre abhängen und dass es eine davon unabhängige Existenz nur in schlechten SciFi- Filmen geben kann.
Ein Bericht aus der Zukunft des Jahres 2035
„Es ging dann alles sehr schnell.
Im Jahr 2028 war die Arktis das erste Mal im Sommer völlig eisfrei. Die Temperaturen in den nördlichen Polarregionen erhöhten sich, nach den schon dramatischen Anstiegen der letzten Jahre noch einmal schlagartig und es kam zu einer beispiellosen Waldbrandsaison in den Nordischen Wäldern. Das Auftauen des Permafrost trat in ein neues Stadium und die Freisetzung von Methan und Kohlendioxid nahm dramatisch zu.
Ein Jahr später vertrocknete der verbliebene Amazonasregenwald und ging zu großen Teilen in Flammen auf, nachdem er schon all die Jahre davor, schwer von Dürren betroffen war.
Damit war der Kohlenstoffkreislauf völlig aus dem Gleichgewicht gebracht und die jährliche Zunahme der CO2- Konzentration in der Atmosphäre verdoppelte sich, was die globale Durchschnittstemperatur immer schneller ansteigen ließ.
An eine Kompensation des weitgehenden Verlustes der natürlichen CO2- Senken durch menschliche Ausgleichsmaßnahmen, wie großflächige Neupflanzungen, war angesichts der weltweiten Zunahme von Katastrophen immer größeren Ausmaßes, nicht zu denken. Die Atmosphärische Zirkulation veränderte sich vollständig und chaotisch, und warme Luft konnte nach dem Zusammenbruch des Polarwirbels ungehindert nach Norden fließen, doch auch im Süden wurde das „ewige Eis“ der Antarktis durch das Vordringen warmer Luft und warmen Wassers massiv destabilisiert.
Das Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes und der Antarktis und damit der Meeresspiegelanstieg beschleunigten sich dramatisch. Das Meer stieg nun viel schneller und würde schon zur Jahrhundertmitte einen Meter höher sein als bisher. Viele Küstenregionen wurden viel eher unbewohnbar, als gedacht. Zudem kam es in Asien und Afrika zu schwersten Dürren und Überschwemmungen. Dutzende Millionen Menschen machten sich auf den Weg nach Norden.
Doch auch Europa und Nordamerika wurden 2033 von einer beispiellosen Dürre heimgesucht, es gab Missernten und Lebensmittelrationierung, Waldbrände wüteten aller Orten und die Flüsse begannen auszutrocknen, so dass Kraftwerke abgeschaltet werden mussten. Ein Jahr zuvor, hatten noch wahre Jahrtausendfluten weite Landstriche unter Wasser gesetzt und schwerste Verwüstungen angerichtet. Die heftigen Herbst- und Winterstürme hatten überdies gewaltige Zerstörungen in den Wäldern angerichtet.
Jetzt ging es um Überlebenssicherung, Reparaturen, Wiederaufbau, -darum, das tote Holz aus den Wäldern zu schaffen, die Energieversorgung sicherzustellen und umzubauen…
Wie sollte man da zig Milliarden Bäume pflanzen, um den Amazonas- Regenwald zu ersetzen. Wenn wir es in all den vergangenen Jahrzehnten nicht geschafft hatten, das Richtige und Notwendige zu tun, wie sollten wir es jetzt können? Jetzt musste sich jeder selbst helfen. Wir hatten uns die Erde endgültig zum Feind gemacht, - ihr zu helfen, das überstieg nun unsere Kräfte.“
So oder so ähnlich wird es früher oder später ablaufen und vieles davon ist heute schon Realität. All diese Veränderungen führen längst zu einer beständig zunehmenden Destabilisierung des Systems Erde und zur Zerstörung seiner Selbsterhaltungsfähigkeit. Die Erde ist dabei, ihre Fähigkeiten zur Regulierung der Treibhausgase in der Atmosphäre und zur Temperaturregulierung des Planeten weitgehend einzubüßen, wodurch sich die Aufheizung ungehindert immer weiter beschleunigen wird.
Dieser Übergang der Erde in den lebensfeindlichen Systemzustand einer Heißzeit scheint bereits in vollem Gange. Das System Erde ist möglicherweise bereits gekippt.
Um dies doch noch zu verhindern, müsste die Menschheit sofort entschlossen gegensteuern.
Doch nachwievor steht Problemvertagung statt Problemlösung auf der Tagesordnung.
Heißzeit ante Portas
Die Erde befindet sich auf dem Weg in eine beispiellose Klimakatastrophe, mit Folgen, deren Ausmaß wir bisher nur ansatzweise überblicken und die weder beherrschbar, noch rückgängig zu machen sein werden.
Wenn die Erde die Schwelle zur Heißzeit einmal überschritten hat, dann ist ein sich selbst verstärkender Aufheizungsprozess im Gange, der mehrere tausend Jahre andauern würde.
Die Erderwärmung hat sich in den letzten drei Jahren enorm beschleunigt und die Erde ist offenbar schon dabei in einen neuen, lebensfeindlichen Systemzustand überzugehen.
Neben den ungebremsten menschlichen Treibhausgasemissionen aus den verschiedensten Quellen, beschleunigen die dramatischen Veränderungen des Planeten die Erderwärmung.
Die Pufferkapazitäten der Erde sind, sowohl bei der Wärmeaufnahme als auch bei der CO2- Aufnahmefähigkeit offensichtlich überfordert. Die natürlichen Verstärkungen der Erderwärmung, wie die verringerte CO2- Aufnahme (Senken), die veränderte atmosphärische Zirkulation und die abnehmende Albedo (Wärmerückstrahlung), nehmen dagegen immer weiter zu.
All die starken Worte von Geoengeneering, Klimabeeinflussung und Terraforming suggerieren, es gäbe notfalls einen technisch machbaren Weg zur Begrenzung der Erderwärmung, ohne Emissionsreduzierungen und ohne limitierenden Zeitfaktor, man könne also das Problem auch später irgendwie in den Griff bekommen. Das beruhigt vor allem die besorgte Öffentlichkeit. Doch es ist ein Ausdruck von Verblendung und Selbstüberschätzung (Hybris) zu meinen, die Menschheit könne nachträglich einen planetaren Systemübergang rückgängig machen und bräuchte ihn deshalb nicht verhindern. Hierin offenbart sich eine fatale Fehleinschätzung der Realität.
Es gibt einen lebensfreundlichen Bereich von Umweltbedingungen, an den die Biosphäre und der Mensch sich über lange Zeiträume hinweg evolutionär angepasst haben und es gibt lebensfeindliche Umweltbedingungen. Eine nach erdgeschichtlichen Maßstäben, blitzartige Erwärmung der Erde um 5 oder gar 8 Grad, bedeutet den wahrscheinlich irreversiblen und viel zu schnellen Übergang in eine völlig andere Welt und überfordert damit jede Anpassungsfähigkeit, was das fast vollständige Aussterben des Lebens und der Menschheit zur Folge haben könnte. Es ist an uns, diese Eskalation zu vermeiden und im gegebenen natürlichen Rahmen zu verbleiben und die weitere Zerstörung der Lebensgrundlagen zu beenden.
Das eigentlich Nötige, um wenigstens das unter 2 Grad- Ziel des Pariser Klimavertrages zu erreichen, ist aber nachwievor für die meisten Politiker und Unternehmer nicht nur nicht erstrebenswert, sondern schlicht nicht vorstellbar. Man will noch ein wenig weitermachen wie bisher und die Zukunftsentscheidungen weiter vertagen. Doch eine symbolische Klimapolitik des Aufschubs und der Vertagung, des so tun „als ob“, wie in den vergangenen 25 Jahren, in denen sich die Emissionen verdoppelt haben, ist auch mit dem Etikett freiwilliger Selbstverpflichtungen, nicht mehr verantwortbar.
Wenn wir noch etwas retten wollen, dann müssen wir es jetzt tun.
Hierzu sind eine schnelle „Große Transformation“ der Gesellschaften und ein großangelegtes Programm zur Stabilisierung des Klima- und Erdsystems notwendig. Die Kohlendioxid-Emissionen müssen binnen 10 Jahren weit mehr als halbiert werden und schnellstmöglich gegen Null gehen und zusätzlich muss der Atmosphäre sofort Kohlendioxid in ungeheuren Mengen entzogen werden,- noch vor dem Kollaps der Biosphäre. Wir müssen also nicht nur die CO2- Quellen verstopfen, sondern sofort die CO2- Senken sichern und erheblich erweitern, was u.a. bedeuten würde, die Photosynthese betreibende Pflanzenmasse schnellstmöglich zu verdoppeln, statt ihre nochmalige Halbierung abzuwarten. Der Mensch hat in den letzten 10000 Jahren, seit seinem „Erscheinen im Holozän“, bereits mehr als die Hälfte des Waldes auf der Erde verbraucht und vernichtet. Es ist allerhöchste Zeit, diesen Trend umzukehren und der Erde endlich wieder zurückzugeben, was wir ihr genommen haben. Diese ökologische Wende muss allerdings jetzt erfolgen, denn im Jahr 2035 dürfte es bereits unmöglich sein, das Geschehen noch entscheidend zu beeinflussen.
Jürgen Tallig 2018 tall.j@web.de
https://earthattack-talligsklimablog.jimdofree.com/
Literatur:
Lee R.Kump, Was lehrt uns die letzte Erderwärmung, Spektrum Spezial 4/2012
WBGU, Zivilisatorischer Fortschritt innerhalb planetarischer Leitplanken, 2014
WBGU, Entwicklung und Gerechtigkeit durch Transformation, Sondergutachten 2016
Maria A. Martin, Das riskante Spiel mit dem Gleichgewicht, Kippelemente im Klimasystem, 2014
S. Rahmstorf, Können wir die globale Erwärmung rechtzeitig stoppen?, KlimaLounge,11.04.2017
Rockström J., „The 10 Science must knows on Climate Change“, 2017
Tallig J., „Rasante Zerstörung des Blauen Planeten“ Umwelt aktuell 12.2016/01.2017
„Die tödliche Falle“ in Umwelt Aktuell 11/2017
H.J. Schellnhuber, Selbstverbrennung, 2015
David Wallace-Wells, „Der Planet schlägt zurück“ ( „Freitag“,20.07.2017)