Das System Erde ist aus der Balance und die Grundlagen allen Lebens sind bedroht

Nach dem Überrollen weiterer Kipppunkte im Klimasystem könnte sich die Erderwärmung in einer Art Kettenreaktion dramatisch und unumkehrbar beschleunigen. Nur eine ökologische Weltrevolution kann das Schlimmste noch verhindern. (Erschienen in Umwelt aktuell 12.2014/01.2015)
            

UN-Generalsekretär, Weltklimarat (IPCC) und viele andere Politiker und Wissenschaftler schlagen Alarm: „Der Klimawandel sei die größte Gefahr und Herausforderung in der Geschichte der Menschheit." „Es müsse jetzt gehandelt werden, sonst drohten untragbare menschliche, ökonomische und ökologische Folgen!"  „Ein weiterer Aufschub von massiven Reduzierungen bei den Treibhausgasemissionen sei unverantwortlich."

 Und: "Es drohe, ein dramatisch beschleunigter, unumkehrbarer Klimawandel".

 

Und in der Tat, wenn man die Schreckensmeldungen der Klimaforschung und nur einige Kernaussagen des jüngsten IPCC-Berichtes betrachtet und sich dabei nicht der Illusion eines linearen, allmählichen Klimawandels hingibt, sondern Rückkopplungen, Verstärkungen, sprunghafte Entwicklungen berücksichtigt, kann und muss man sagen: Das Klima und damit das ganze System Erde stehen nicht nur auf der Kippe, sondern sind wohl bereits aus der Balance. Überall sind dramatische Veränderungen zu beobachten, die sich wechselseitig beeinflussen und verstärken.

 

„Die ersten Steine, eines sich verstärkenden Dominoeffekts, sind längst gefallen!", wie Prof. Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung meint. Um eine dramatische Beschleunigung der Erderwärmung, durch solch eine, sich auf-schaukelnde Kettenreaktion, zu vermeiden, sind sofortige dramatische Anstrengungen nötig.

 

Entschärfte Zahlen zum Temperaturanstieg sind da eher kontraproduktiv. So wurde die extrem starke Erwärmung der Arktis im jüngsten Bericht des Weltklimarates gar nicht berücksichtigt, vorgeblich wegen unsicherer Datenlage (die Antarktis blieb ebenfalls ein weißer Fleck). Auch der Großteil der Troposphäre und die Stratosphäre wurden nicht einberechnet. Man muss also von einer sehr viel stärkeren Erwärmung der Atmosphäre ausgehen, als im IPCC-Bericht angegeben.

Es gilt jetzt, aus den Träumen von immer weiterem Wirtschaftswachstum aufzuwachen.

Nur noch zehn Jahre „Weiter so", bedeuten eine irreversible Schädigung der Grundlagen des Lebens. Angesichts der Risiken (Rückkopplungen, Kipppunkte) ist es unverantwortlich und rein spekulativ, wenn der Weltklimarat sagt, es könnten noch 1000 Gigatonnen CO2 emittiert werden und der Temperaturanstieg würde trotzdem unter 2 Grad bleiben.

Menetekel allerorten- die Zeichen sind überdeutlich

Wer sehen kann und will, wird weltweit die Zeichen kommenden Unheils erkennen:

- Das Verschwinden des arktischen Meereises (im Sommer jetzt nur noch die Hälfte der früheren Fläche). Damit ist, durch die veränderte Albedo (Wärmerückstrahlung) , eine Art zusätzlicher Heizung in Betrieb. Es werden nicht mehr 80-90% der Wärmeeinstrahlung durch Eis und Schnee reflektiert, sondern das Meerwasser nimmt 80-90 % der Wärme auf und speichert sie. Je weniger Eis, desto stärker die Erwärmung, und stärkere Erwärmung bedeutet noch weniger Eis.

 Experten der NASA, gehen sogar davon aus, dass die Arktis schon in fünf Jahren im Sommer eisfrei sein könnte. Das Eis hat schon 3/5 an Dicke verloren. Dann haben wir dort statt eines Kühlschranks, eine gigantische Zusatzheizung in vollem Betrieb, die alle Prognosen zum Tempo der globalen Eisschmelze, über den Haufen werfen dürfte.

Wenn Grönländischer Eisschild und die Westantarktis abschmelzen, bedeutet dies, einen Meeresspiegelanstieg von 14 Metern.

Und die Eisschmelze hat schon dramatisch zugenommen, beim Grönlandeisschild um das Vierfache in 10 Jahren. Der Eisschild auf der Baffininsel ist schon zur Hälfte abgeschmolzen.

 

-Darüber hinaus ist die atmosphärische Zirkulation grundlegend verändert, meridionale Verläufe dominieren, der Polarwirbel ist zusammengebrochen, wir haben anderes Wetter, einen verstärkten Temperaturausgleich zwischen Arktis und Subtropen und damit eine weitere Erwärmung der Arktis.

 

- Diese beschleunigte Erwärmung der Arktis führt auch zu einem weiter beschleunigten Auftauen der Permafrostböden. Mit fatalen Folgen: Es gelangen durch die Verrottung des nicht mehr gefrorenen Kohlenstoffs zusätzlich ungeheure Mengen Kohlendioxyd in die Atmosphäre und es wird immer mehr Methan freigesetzt, ein 25-mal stärkeres Treibhausgas, als CO2.

 

Wir haben es hier mit einer klassischen Rückkopplungsschleife zu tun, mit allerdings gleich mehreren Verstärkungen:

 Immer mehr CO2 in der Atmosphäre -Erwärmung –Eisschmelze -weitere Erwärmung

 - veränderte atmosphärische Zirkulation –zusätzliche Erwärmung -tauender Permafrost- Freisetzung von CO2–Freisetzung von Methan –beschleunigte weitere Erwärmung mit noch mehr Eisschmelze und noch mehr auftauendem Permafrost usw.usf.

 

Kipppunkte einfach überrollt

Ein entscheidender Kipppunkt im Klimasystem, das Auftauen des Permafrosts (ein Fünftel der Landfläche) und die Freisetzung ungeheurer zusätzlicher Mengen an Kohlendioxyd und Methan, ist damit schon erreicht, wie Jorgen Randers (Mitautor der „Grenzen des Wachstums") und andere Wissenschaftler meinen.

Der Weltklimarat schreibt, dass: „ in weiten Teilen der Polarregionen ein beträchtlicher Rückgang der Ausdehnung der Permafrostflächen bei verringerter Dicke festgestellt wurde" und Forschungsstationen messen schon seit 2007 stark steigende Methanwerte, auch wurden schon starke Methanausbrüche aus dem Schelf registriert (es gibt ja auch riesige Gebiete unterseeischen Permafrosts).

 

Der Methangehalt in der Atmosphäre hat sich seit Beginn der Industrialisierung schon verdreifacht und verursacht etwa ein Drittel der menschgemachten Erderwärmung, also mehr als 50% des Anteils von CO². Wie stark und wie schnell er sich weiter erhöht, liegt" noch" in Menschenhand.

 

Im März 2014 wurde die 400 ppm-Grenze beim CO²- Gehalt der Atmosphäre überschritten (ppm= Parts per Million). 350 ppm waren einmal die Deadline, die nicht überschritten werden durfte, um die Erderwärmung unter 2° C zu halten und ein schnelles Abschmelzen der Eisschilde zu verhindern. Was ja eben nicht nur Meeresspiegelanstieg bedeutet, sondern weitere Temperatursprünge und damit ein noch schnelleres Auftauen der Permafrostböden.

 

Dann werden noch größere Mengen an Methan freigesetzt und die 500 ppm-Grenze bei CO² muss noch gar nicht erreicht sein, damit die Weltmeere, welche bisher 50% des zusätzlichen CO2 in der Atmosphäre aufgenommen haben, so warm und übersäuert sind, dass sich das Plankton stark reduziert und die Ozeane nur noch sehr viel weniger CO2 als bisher absorbieren können. Was die Erderwärmung noch einmal dramatisch und unumkehrbar beschleunigen würde.

 

Doch auch die 500 ppm-Grenze, ja selbst die 600 ppm-Marke bei CO2 könnten sehr viel schneller erreicht sein, als bisher gedacht.

 

Die Temperatur der Permafrostflächen hat sich in den letzten 35 Jahren um 5 Grad erhöht und es fehlt nur noch wenig bis zum kompletten Auftauen. Dann beginnt noch weit mehr, bisher gefrorener Kohlenstoff zu verrotten und unvorstellbare Mengen an CO2 auszugasen. Bis zum Zweifachen des jetzt in der Atmosphäre befindlichen Kohlendioxyds könnte dadurch zusätzlich freigesetzt werden, was durch die überlasteten CO2-Senken nicht auszugleichen ist und die Klimakettenreaktion unumkehrbar machen würde.

 

Spätestens jetzt würden die verbliebenen Wälder (die zweite große CO2-Senke) kollabieren und sich in Buschland verwandeln,- ein weiterer Temperatursprung.

 

Ein weiterer Anstieg der Wassertemperaturen könnte überdies gefrorene Methanhydrate am Meeresboden, auch bis in größere Tiefen freisetzen, -was zu einem Temperatursprung von mehreren Grad führen würde. Spätestens jetzt würden alle Ökosysteme kollabieren.

 

Das wäre der Klima- Super GAU, mit dem die Lebensgrundlagen aller kommenden Generationen zerstört wären, das wäre die 6. Auslöschung des Lebens auf der Erde.

 

Diese Klimakettenreaktion wird so ablaufen, wenn wir nicht jetzt die " Kernschmelze", also die Eisschmelze verhindern.

Es fehlt vielleicht nur noch ein halbes Grad Temperaturanstieg in den Polarregionen bis zur größten Katastrophe der Menschheitsgeschichte!

Und die Verantwortlichen sind mit der Steigerung des Wirtschaftswachstums beschäftigt.

Nötig ist eine sofortige drastische Reduzierung der Treibhausgasemissionen, vor allem von CO2, und um das zu erreichen, ist ein sofortiger drastischer Umbau der Gesellschaften notwendig.

Sollten die CO²-Emissionen weiter wie bisher zunehmen, werden sie sich in wenigen Jahren, im Vergleich zu 1990 verdoppelt haben, von ca. 22 Gt CO2 auf über 40 Gt (Gigatonnen). Keinerlei Reduktionen, wie in Rio und auf anderen Konferenzen vereinbart, sondern eine Verdopplung, fast 100% nochmal oben drauf.

Die Verantwortlichen gehören vor ein Klimatribunal

Die Klimakatastrophe Ist ja kein Schicksal, sie wurde und wird gemacht.

Statt zu löschen, hat man 20 Jahre lang weiter Öl und Benzin ins Feuer geschüttet!

Auch in Deutschland, auch in Europa, deren zeitweise Reduzierung des CO2-Ausstoßes, ja nur auf dem wirtschaftlichen Zusammenbruch des jeweiligen Ostens beruhte. Inzwischen steigen die Emissionen wieder, in Deutschland in den letzten beiden Jahren jeweils um zwei Prozent, ganz abgesehen von den extern anfallenden Emissionen für das Projekt Exportweltmeister. VW verkaufte 2013 zehn Millionen Autos weltweit. Und es gibt ja noch mehr deutsche Autobauer. Auf ein Neugeborenes in Deutschland kommen 17 von deutschen Firmen hergestellte Autos.

 

Das ist nicht nur krank, das ist nekrophil !

 

Die Autoproduktion hat in den letzten drei Jahren weltweit um 30% zugenommen, auf ca.80 Millionen Stück. Nur noch 10 Jahre weiter so, das bedeutet 1000 Millionen neue Autos.

Und das soll noch fünfzig oder 100 Jahre so weitergehen mit exponentiellem Wachstum…? Es ist doch völlig offensichtlich, dass dies ein verantwortungsloser Kollisionskurs mit dem Planeten ist, der tragisch enden muss.

 

Wir leben doch jetzt schon um das Zehnfache über unsere Verhältnisse,- und unsere Verhältnisse, das sind nun mal die natürlichen Gegebenheiten des Systems Erde, das ist die Ökosphäre.

 

Wir verprassen gerade in einer widerlichen Verschwendungsorgie, was tausende von Jahren reichen sollte, -für alle noch kommenden Generationen. Und damit nicht genug, wir zerstören irreversibel die natürlichen Grundlagen, die Leben und auch menschliches Leben erst ermöglicht haben.

 

5-6° mehr, und alles läuft im Moment darauf hinaus (wenn es nicht sogar noch schlimmer kommt), bedeuten den Zusammenbruch aller Ökosysteme und milliardenfachen Tod.

 

Wir sind dabei, aus dem Paradies Erde eine Hölle zu machen und es wird keinen Weg zurück geben. Wir sind die letzte Generation, die noch verhindern könnte, dass sich das Tor zum Paradies für immer schließt, doch wir haben noch nicht einmal begriffen, was auf dem Spiel steht.

Die nach uns Kommenden werden uns verfluchen! Sie haben doch dasselbe Recht wie wir, zu leben, in einer lebenswerten Umwelt.

 

Wer spricht für sie, wer vertritt das Recht der nächsten 100 Generationen?

 

Und wer vertritt das Recht allen anderen Lebens, das wir gerade ausrotten ( Artensterben). Wir haben nicht das Recht, zig Milliarden noch Ungeborener zu Elend und Tod zu verurteilen! Und wir haben auch nicht das Recht, das Wunder des Lebens auf dem Altar des Mammons zu opfern.

 

Man muss es mal beim Namen nennen: was hier gerade ins Werk gesetzt wird, ist kein unvermeidbares Unglück, sondern der größte Massenmord der Geschichte, denn sie wissen, was sie tun.

 

Es gilt, die Verantwortlichen in Öl- und Energieunternehmen, Auto- Luftfahrt - und Rüstungskonzernen, in Banken und Regierungen beim Namen zu nennen und anzuklagen. Im Namen der kommenden Generationen und des Lebens.

Das gerade erst ausgerufene Anthropozän könnte sich sehr bald als Nekrozän (Zeitalter des Todes) erweisen

Die letzten 20 Jahre der Globalisierung haben dem Planeten möglicherweise den Todesstoß versetzt. 20 Jahre wurde die Öffentlichkeit getäuscht und hingehalten mit Sonntagsreden und leeren Versprechungen und die Treibhausgasemissionen sind gestiegen und gestiegen.

 

Wir haben dem System Gaia, der nährenden Mutter Erde, nicht die Möglichkeit zum Ausgleich der Störungen gegeben, um wieder ins Gleichgewicht zu gelangen. Ganz im Gegenteil, haben wir ihre Selbstheilungskräfte weiter geschwächt: z.B. durch exzessive Waldzerstörung, nun auch in Osteuropa.

 

Mit dem Überrollen entscheidender Kipppunkte im Klimasystem haben wir eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, die sich weiter verstärkt.

 

Das Leben selbst ist in Gefahr, für Millionen Jahre ausgelöscht zu werden, bis auf einige Überlebensnischen. Und das durch ein Wesen, in dem die Evolution zu Bewusstsein gekommen ist und das eigentlich zur Vernunft begabt ist.

 

Doch es herrscht eine Art Verblendung, eine absonderliche Schizophrenie unter den Mächtigen dieser Welt: es wird die Gefahr des Klimawandels beschworen, Selbstverpflichtungen für in 20 Jahren werden verkündet und dann wird ernsthaft verhandelt, oft auf derselben Konferenz, wie die Konjunkturkrise überwunden werden kann und mehr weltweites Wirtschaftswachstum zu erreichen sei.

Wo doch zur Eindämmung der Klimakatastrophe, eine möglichst schnelle Reduzierung der Treibhausgasemissionen und damit der weltweiten Energie- und Stoffströme um 90% nötig wäre, vor allem durch die Industrieländer, siehe Kyoto-Protokoll, aber auch die Selbstverpflichtungen der Bundesregierungen und der EU ( die allerdings immer wieder aufgeweicht, abgemildert und nach hinten verschoben werden, „Wasch mich, aber mach mich nicht nass!")

 

Wenn man an unendliches Wirtschaftswachstum glaubt und den Puls des Planeten mit Geschäftsklimaindex und Börsenbarometer misst, muss man natürlich auch daran glauben, dass die Gesetze der Börse auf irgendeine wundersame Weise die Naturgesetze außer Kraft setzen können. Der Wahnsinn regiert und ein völlig irrationaler Aberglaube ist Staatsreligion. Die wahnwitzige Auffassung, man könne immer weiter expandierende ökonomische Systeme, trotz Beschädigung und Zerstörung der ökosystemische Grundlagen aufrechterhalten und vielleicht später noch was reparieren, scheint sich durchgesetzt zu haben. Man meint, den Krieg mit der Natur gewinnen zu können.

 

Den Preis zahlen jetzt schon die armen Länder des „Globalen Südens".

Doch technokratische Allmachtphantasien von einer Steuerung des Systems Erde , mittels Geoengeneering, wie die Vorstellung, erst mal weiter emittieren zu können, um dann in 20 Jahren die Treibhausgase, durch z.B.: unterirdische Kohlendioxidverpressung wieder zu reduzieren, verkennen völlig, dass man eine Kettenreaktion nicht anhalten und auch nicht rückgängig machen kann.

 

Der Kapitalismus ist so oder so am Ende

Die Sachwalter der Kapitalakkumulation wissen natürlich, dass wirklich ernsthafte Bemühungen, die Klimakatastrophe einzudämmen, mit weiterer expansiver kapitalistischer Globalisierung unvereinbar sind und damit die Systemfrage gestellt ist.

Es ginge ja um einen Rückbau, der über- und fehlentwickelten westlichen Gesellschaften, um den Faktor 10, was natürlich das Ende des Kapitalismus bedeuten würde. Und jedes System will sich selbst erhalten.

 

Es besteht ein klassischer antagonistischer Widerspruch zwischen der Begrenztheit des Systems Erde und den vom Zwang zur Expansion getriebenen kapitalistischen Wachstumsgesellschaften, der nicht auflösbar ist, nur durch den Untergang eines oder den gemeinsame Untergang beider Antagonisten, was ja niemand wirklich wollen kann.

 

Wir stehen vor der Frage: Systemausfall (Erde) oder Systemwechsel( weg vom Kapitalismus).

 

Wir könnten jederzeit den „Turmbau zu Babel" beenden und in die natürlichen Gegebenheiten der Erde zurückkehren, ohne dass jemand verhungern müsste.

„Das Alles so weitergeht, ist die eigentliche Katastrophe!", wie schon Walter Benjamin wusste.

Der Kapitalismus erweist sich als evolutionäre Sackgasse und hat seine Daseinsberechtigung verloren, ja, er ist zu einer Bedrohung für den Fortbestand der Menschheit und des Lebens überhaupt geworden. Das kapitalistische Weltsystem ist gut vergleichbar mit einer Krebserkrankung beim Menschen, es ist der Krebs am Organismus Erde. Und auch dieser Krebs zerstört gesunde Organe, bildet Metastasen, zerstört die Immunabwehr und könnte, wenn ihm nicht Einhalt geboten wird, zum Tod des Patienten führen. Wie meist, durch Versagen der lebenswichtigen Systeme, also Kreislaufkollaps und Lungenembolie verbunden mit hohem Fieber.

 

Produktivkräfte sind längst Destruktivkräfte geworden.

 Wachsende Wirtschaften und wachsende Emissionen bedeuten wachsende Zerstörung!

 

Auch wenn die Unwetter, Überschwemmungen, Waldbrände usw. erst mal sogar als Konjunkturspritzen wirken,- der Wiederaufbau und die Reparaturen steigern ja sonderbarerweise das Bruttosozialprodukt (aber auch die Emissionen), wie auch jeder Stau und jeder Unfall, werden die kommenden Katastrophen, früher oder später die Reparaturfähigkeit jeder Gesellschaft überfordern.

 

Selbst die reichsten Länder, werden bald nur noch den permanenten Notstand verwalten und Mühe haben, eine einfache Reproduktion aufrecht zu erhalten. Statt um erweiterte Reproduktion, geht es dann um Überlebenssicherung.

Das ist ebenfalls das Ende des Kapitalismus.

 

Jedoch könnten durch das wahnwitzige, verblendete „Weiter so" die Lebensgrundlagen bereits so stark geschädigt sein, dass nicht nur menschliches Leben, sondern Leben überhaupt, auf der Erde nicht mehr möglich ist.

 

Sollte man das Notwendige nicht tun, solange noch etwas zu retten ist, wenn man es doch später, gezwungenermaßen, auch tun muss?

Doch „die Herren der Welt" sind wohl eher gewillt, erst mal ihre Krise (Überproduktion und stockender Absatz), auf „altbewährte" Weise zu lösen,- durch Rüstung und Krieg und erweisen sich der „größten Gefahr und Herausforderung in der Geschichte der Menschheit"

In keiner Weise gewachsen.

 

Wir stehen vor der größten Umwälzung seit dem Neolithikum, es geht um nichts Geringeres als eine Ökologische Weltrevolution, die die Produktivkräfte unter gesellschaftliche Kontrolle bringt und menschliche Gesellschaften wieder in den gegebenen Rahmen der Erde rückbindet. Es geht um Einsicht in die Notwendigkeit und praktizierte Herrschaft der Vernunft.

 

Ein Sofortprogramm für das Leben

Was bei einer Krebserkrankung nötig und üblich ist, weiß ja jeder. Auch der Erde würde eine Therapie gut tun, also: Krankheitsursachen abklären und abstellen, Krankheitsherde eindämmen, Metastasenbildung verhindern, Immunsystem und Selbstheilungskräfte stärken, um nur einiges zu nennen.

Es ist an der Zeit, nicht nur „Apfelbäumchen zu pflanzen", sondern den Zerstörern der Welt endlich die" Kettensägen" aus den Händen zu nehmen und ihre Fließbänder anzuhalten.

Es gilt, jetzt, sofort, einschneidende Maßnahmen zu ergreifen, vor dem „Point of no return": Die CO2- Emissionen müssen sofort um 90% reduziert werden, nicht in 10, 20 oder gar fünfzig Jahren, sondern sofort.

Ein erster Schritt könnte die Einführung einer weltweiten Klimasteuer auf Transporte sein, um die Globalisierung einzudämmen und nachhaltige regionale Wirtschafts- und Lebensweisen zu schützen. Damit könnte ein weltweites Aufforstungsprogramm finanziert werden, aber auch kostenloser öffentlicher Nahverkehr und die Einführung von 100% ökologischer Landwirtschaft, sowie Umwelttechnologietransfer.

Die Autoproduktion muss massiv zurückgefahren werden und ein Umbau der Verkehrssysteme erfolgen.

 

Auch weltweite Umweltbildungsprogramme wären nötig, vor allem für die Industrieländer:

 

1.Lektion: Der Mensch ist ein Teil der Natur

 

2.Lektion:Ein Krieg mit der Natur kann nicht gewonnen werden

 

In den „Grenzen des Wachstums" und in den „Neuen Grenzen des Wachstums" wurde die Forderung nach einer Ökologischen Weltrevolution schon vor 42 bzw. 22 Jahren erhoben.

 

Nach all den verschenkten Jahren ist sie zu einer existenziellen Überlebensfrage geworden, ist das Notwendige, um die Not noch zu wenden. „Seien wir Realisten, fordern wir das Unmögliche!" (Che Guevara).

 

Jürgen Tallig im Nov./Dez. 2014

Literatur::

 

IPCC, 5.Sachstandsbericht, Teilberichte 1-3

 

„Zukunftsfähiges Deutschland", Studien des Wuppertal Instituts 1997 und 2008

 

K.W. Anthony, „Klimazeitbombe Permafrost", 2010

 

„Mehr Wetterextreme …", Pressemitteilung des PIK, 12.08.14

 

J.Tallig, „Vom Wetter zum Unwetter", Umwelt aktuell 07.2013 und

 

j.Tallig, „Vom Unwetter zur Katastrophe" Umwelt aktuell 06.2014

 

D.Meadows, „Die Grenzen des Wachstums", 1972

 

D.und D.Meadows/J.Randers, „Die neuen Grenzen des Wachstums", 1992