Earth Attack- The Invasion of Cancer

 

Das Drehbuch zum Film

 

(Ähnlichkeiten mit der Science Fiction- Komödie „Mars Attacks“ sind nicht zufällig,

 

sondern beabsichtigt.)

 

Die Erde erlebt eine plötzliche Invasion von kleinen weißen Männchen, scheinbar sind es Außerirdische. Jedenfalls verhalten sie sich so, als hätten sie einen fremden Planeten  erobert.

Doch auch eine Fehlmutation einer bisher unauffälligen Menschenpopulation ist nicht auszuschließen, möglicherweise durch fehlende Glückshormone oder auch durch kosmische Strahlung verursacht. 1054 wurde ja ein helles Licht im Krebsnebel beobachtet, eine Supernova,- und nur 42 Jahre später begann die Expansion der weißen Männchen mit dem 1. Kreuzzug.

 

Wo die weißen Männchen  hinkommen, schießen sie als erstes die weißen Tauben vom Himmel. Dann beginnen sie das Leben auszurotten. Als erstes werden die Wälder gerodet und die Wildtiere getötet. Von den eingeborenen Menschen werden sie die, „die, die Natur verändern“ genannt.

Sie verkünden aber nur gute Absichten und verpassen als erstes allen einheimischen Bewohnern der Erde eine Gehirnwäsche. Die müssen ihren alten Göttern abschwören und sollen statt heiliger Bäume, nun den getöteten Anführer der weißen Männchen anbeten, den diese an ein Holzkreuz genagelt haben.

 

In kürzester Zeit hatten die weißen Männchen mit ihren überlegenen Waffen die ganze Erde unterworfen und alle alten Kulturen vernichtet.   „Irgendwo war immer Krieg!“ Uneinsichtige Eingeborene müssen  dran glauben. Beim Töten sagen sie immer: „Du bist entropiert!!“ Wenn sie ein Land erobert hatten, wurde es abgewickelt und ausgeplündert und die Eingeborenen mussten nun für die Eroberer arbeiten.  „Arbeit macht frei“ sagten sie.

Die kleinen weißen Männchen waren jedenfalls plötzlich überall und vermehrten sich rasend schnell. Mittels sonderbarer Fahr- und Flugapparate bewegten sie sich bald auf der ganzen Erde hin und her und globalisierten sich. Überall bauten sie ihre Stützpunkte aus Stein und Eisen bis in den Himmel und holten Erz und Kohle und brennbares Öl und Gas aus den tiefsten Tiefen,- sie verbrannten nach und nach alle verfügbaren Energieträger und produzierten Unmengen von völlig unnötigen Dingen und Abfällen.

Die Himmel verdunkelten sich, doch sie schürten die Feuer, bauten,  fuhren,  flogen, - rastlos,- ohne Unterlass fraß es sich durch die Welt. Das Unnennbare, wie die Eingeborenen sagen, das Grauen,- als hätte sich das Herz der Finsternis geöffnet. Die Erde verwandelt sich in eine riesige, vergiftete und stinkende Müllkippe.

 

Die weißen Männchen verhöhnen die Eingeborenen: „Seht ihr, wir brauchen Eure Götter nicht, Sonne, Mutter Erde, Vater Himmel, eure Geister der Natur!

Wir selbst sind Götter und nun die Herren Eurer Welt, die wir formen nach unserem Bilde.  Sie erklärten die alten Götter für tot und riefen das Zeitalter der Männchen aus, für jetzt und alle Ewigkeit.

Die alten Götter schwiegen, doch unter den  eingeborenen Menschen rumorte es::

„Hybris, Gotteslästerung, Größenwahn, Verdinglichung,  Seinsvergessenheit, Naturentfremdung,  Entfremdung überhaupt, Technofaschismus usw. usf.“.

Die tägliche Soma-Dosis (Soma ist eine entspannende Glücksdroge) musste verdoppelt werden.

Auch wurde das Tragen elektronischer Kopffesseln Pflicht, mit denen rund um die Uhr informiert, unterhalten und zum Kauf von Dingen aufgefordert wurde. Überall waren jetzt auch Bilder mit schönen, nackten Weibchen zu sehen, die,  zum Kauf von Dingen animieren sollten. Als dann auch noch immer mehr Eingeborene in den Besitz der sonderbaren Fahr- und Flugapparate gelangten, verbreitete sich allmählich  die Überzeugung, dies sei doch eine Schöne Neue Welt und die Lebensweise der Weißen, sei  doch gar nicht so schlecht.

 

Die weißen Männchen hatten   auch eine Religion.

Ihre Religion war aber ganz anders, als die der Erdenkinder, die Sonne, Erde und das Leben anbeteten.

Im Mittelpunkt ihrer Religion stand ein Gottesdienst namens Arbeit, mit dem sie die Natur in Dinge verwandelten und diese verwandelten sich dann wiederum in kleine Papierstückchen und Abfall und Müll.

Die Vermehrung der kleinen Papierstückchen, auf denen Zahlen und sonderbare Symbole aufgemalt waren, sie nannten es Zinseszins oder die unbefleckte Empfängnis, war ihr allerhöchstes Ziel. Dafür waren sie bereit alles zu tun. Das war alles sehr sonderbar, eine Art schwarzer Magie, die Macht verlieh.

Auch hatten sie eine heilige Dreifaltigkeit, die sie anbeteten und Fortschritt, Wachstum und Entwicklung nannten, worin sich das göttliche Prinzip des Zinseszinses in verschiedener Erscheinung manifestiere.

 

Je mehr solcher Papierschnipsel ein Männchen besaß, desto mächtiger wurde es,- also wollten alle immer mehr davon. Für diese kleinen Papierstückchen bekamen sie alles: Fahr – und Flugapparate, Energie, Land, Waffen, lebendige oder tote Tiere, - sogar die Liebe war eine Ware und käuflich.  Es musste daher  immer mehr Natur in Dinge, Papierstückchen und Abfall  verwandelt werden,  je schneller und je mehr, desto besser.  Wer am schnellsten Natur in Dinge, Geld und Müll verwandeln könne, sei modern und was modern sei,  sei  gut und vom göttlichen Prinzip des Zinses durchdrungen,- weshalb der Fortschritt heilig sei. Das nannten sie Haushalten oder Ökonomie, worüber viele Heilige Schriften verfasst worden sind, worin es im Wesentlichen um die bestmöglichen Bedingungen für die schnellst- und größtmögliche unendliche Vermehrung der Papierschnipsel geht. Nach klassischer Auffassung benötigt man dazu Produktion, Distribution und Konsumtion, aber man kann auch Länder erobern oder einfach selbst Papierschnipsel herstellen.

Die Eingeborenen verstanden diese Religion nicht, - sie meinten, das sei doch alles finsterer Aberglaube, die Natur käme gar nicht vor, Mutter Erde und Vater Himmel, all die Tiere und Pflanzen und Sterne und  das Gleichgewicht zwischen allem werde zerstört und die Natur werde  immer weniger und am Schluss  werde es heißen Regen regnen. Und in der Tat, die Welt geriet aus der Balance.

Durch die Abgase der vielen Verbrennungsprozesse, begann die Erde sich aufzuheizen. Das uralte Eis in den Bergen und an den Polen begann zu schmelzen und die Meere stiegen über die Ufer. Die Sonne wurde zum Feind und brannte Löcher in Pflanzen und Tiere. Die Natur schien plötzlich von allen guten Geistern verlassen.

 

Auf einer großen Konferenz wurde festgestellt, dass die Produktion der unnötigen Dinge gesteigert werden müsse, um die Erwärmung der Erde und die Armut zu bekämpfen und dass alle das Recht haben, an Fortschritt und Entwicklung teilzuhaben und deshalb freier Welthandel unverzichtbar sei. Deshalb müssten alle Länder ihre Grenzen für die Waren der Weißen Männchen öffnen. Es werde darüber hinaus,  jetzt nicht nur mit Autos, Flugzeugen und Waffen,  sondern auch  mit heißer Luft gehandelt. Die Grenzen müssten allerdings für  fliehende Eingeborene geschlossen bleiben, da die Erde gerade entropiert sei und dies besondere Sicherheitsmaßnahmen für die nördlichen Metropolen erfordere, damit die Produktion ungestört weitergehen könne.

 

Als die letzten Wälder vertrockneten  und die Ozeane sauer wurden, verwandelten  dieTreibhausgase die Erde in eine Gluthölle und der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre begann rapide zu sinken. Das Leben auf der Erde starb kurz darauf wegen Hitzestress und  Sauerstoffmangel weitgehend aus, wie auch die meisten einheimischen Menschen.  

Die kleinen weißen Männchen hatten derweil begonnen, untereinander Krieg um die verbliebenen Energieträger und das Recht zum freien Verkauf ihrer Waren zu führen, wodurch sich ihre Zahl erheblich reduzierte. Die Überlebenden zogen sich bei einer mittleren Erdtemperatur  von 50 Grad, unter die Erde zurück und gründeten Metropolis.

 

Auf  einer abschließenden  Bilanzpressekonferenz, zeigten sich die weißen Obermännchen zuvor äußerst zufrieden mit den vergangenen Geschäftsjahren: „Es habe Gewinne gegeben, die alle Erwartungen übertroffen hätten und nach gelungener Marktbereinigung stehe nun einem dauerhaften konjunkturellen Aufschwung nichts mehr im Wege. Die Ersparnisse und die Renten seien sicher und die Generationengerechtigkeit bei moderater Inflation und  Neuverschuldung  gewährleistet.“

 

Als die Energievorräte bald darauf  zur Neige gingen, wurden die synthetischen Nahrungsmittel knapp und mussten rationiert werden (Landwirtschaft an der Erdoberfläche war ja längst nicht mehr möglich).      Die Zentralbank pumpte zwar frisches Geld  in den Markt, für das man aber nichts mehr kaufen konnte. Es kam zu Hungerrevolten und Bürgerkrieg.

Eine Weissagung der Ureinwohner  schien sich zu erfüllen: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann.“

Die Lichter gingen aus. Aus Metropolis wurde Nekropolis.

 

Nach mehreren Zehntausend Jahren begannen die Temperaturen auf der leblosen Erde wieder zu sinken und der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre  erhöht sich allmählich. Offensichtlich auf Grund bakterieller Aktivitäten. Der Planet und das Leben hatten die Attacke der weißen Männchen überlebt.

Und die Sonne würde ja noch mehr als 5 Milliarden scheinen!

Da blieben also noch einige hundert Millionen Jahre Zeit für die erneute Entwicklung höheren, eventuell vernunftbegabten Lebens und für eine Lösung des Problems der immer heißer werdenden Sonne.

Beruhigende Aussichten!

Doch eine neuerliche Invasion Außerirdischer oder eine Fehlmutation, die  zur  erneuten Entstehung  unvernunftbegabten Lebens führen könnte, bleibt eine ständige dunkle Bedrohung des Lebens auf der Erde.

 

Nachtrag:

100 Millionen Jahre später entdeckt eine Expedition des Terrestrischen Rates sehr gut erhaltene Überreste eines menschenartigen Wesens im Sediment des Nekrozän (Zeitalter des Todes).

Man klassifiziert ihn letztlich als Homo sapiens nekrofilis, nachdem man lange vermutet hatte, es könne sich auch um Außerirdische handeln. Doch eine Genanalyse ergab eindeutig, dass es sich um eine Fehlmutation des Homo sapiens handelte. Die Analyse des Erbguts ergab als Ursache der Fehlentwicklung  eine schleichende, von Krebszellen verursachte, degenerative Veränderung des Gehirns, die zu Wahnvorstellungen von unbegrenztem Wachstum führte. Diese, zeitweise dominante Spezies, verursachte sehr wahrscheinlich den Erdsystemkollaps vor 100 Millionen Jahren, wodurch das Leben auf der Erde fast vollständig ausgelöscht wurde. Eine Verwandtschaft zum Homo sapiens integralis der Terrestrischen Gemeinschaft konnte ausgeschlossen werden.

Der Terrestrische Rat verzichtete auf eine gentechnische Reinkarnation des Homo sapiens nekrofilis und beschloss den Terminator zu terminieren, da die Gefahr einer genetischen Kontamination der Neuen Erde drohe.

Die fossilen Überreste des fossilen Zeitalters wurden unter großer öffentlicher Anteilnahme in einen Kessel glühenden Stahls hinabgelassen.  

Ein Schaudern überkam die Anwesenden, als aus der Glut nur noch eine Knochenhand herausragte und  Auf Wiedersehn zu winken schien,  derweil sie zu Asche zerfiel und von einem plötzlichen Windstoß 

in alle Winde verweht wurde…

 

Jürgen Tallig      2016 /17           tall.j@web.de

 

Begriffserklärung:  Entropie ist das  Maß für nicht mehr nutzbare Energie in einem System und  bedeutet verbildlicht Absterben, Zerfall, Tod.

            

Eine ausführliche Darstellung  der Bedrohung und Zerstörung des Planeten durch den Menschen findet sich in meinem Artikel „Blitzkrieg gegen die Erde“, erschienen  in der Tarantel 75 im Dezember 2016, sowie 2017in der „Libell“ in den Ausgaben 163 bis165.